Liedgesang und Fugenkunst im Alandhof

Am vergangenen Sonnabend fand im Alandhof in Wendemark ein sehr schönes Konzert im Rahmen des 30. Musikfestes Altmark statt. Im 14. Werbener Marpurgkonzert, sangen die Werbener Künstler Inga Krefis-Völkel (Sopran) und Jochen Großmann (Bariton) solistisch 10 Lieder des Komponisten und Musikgelehrten Friedrich Wilhelm Marpurg.
Wie bei allen bisherigen Marpurgkonzerten wurden sie von Christian Kluttig am Flügel begleitet. Neben drei geistlichen Liedern nach Texten von Gellert, die einen Höhepunkt des Konzertes bildeten, sangen sie gesellige und scherzhaft unterhaltende Lieder Marpurgs nach Texten vorwiegend anakreontischer Dichter seiner Zeit, wie z.B. den „Vorsatz, am 20. Geburtstage“ des Halberstädter Dichters Ludwig Gleim, dem Großcousin Marpurgs. Beide hatten als gemeinsam Urgroßvater Lorenz Gleim, den Werbener Bürgermeister, der nach dem 30-jährigen Krieg den ganz in der Nähe des Alandhofes gelegenen Gutshof in Neugoldbeck wieder aufbaute und auf dem im Jahre 1718 Marpurg geboren wurde. Als Zugabe zum Gesangsteil wurde das Schäferlied, ein Wechselgesang zwischen Damon und Doris nach einem anonymen Gedicht gesungen. Insgesamt hat Christian Kluttig nunmehr in Werben 65 der 147 Marpurglieder zur Aufführung gebracht.
Im konzertanten Teil der Veranstaltung spielten Christian Kluttig und Jochen Großmann vierhändig 4 Fugen aus der Fugensammlung „Die Kunst der Fuge“ von Johann Sebastian Bach. Christian Kluttig erläuterte kompositorische Besonderheiten von Fugen als mehrstimmige Kompositionen, bei denen die Stimmen, ähnlich wie bei einem Kanon, nacheinander einsetzen. Das Eingangsthema wird dabei vielfältig variiert, sowohl hinsichtlich der Tonabstände als auch rhythmisch.
Damit stellten die Werbener Marpurgfreunde den Meister erstmals bei einem Werbener Konzert als Musikgelehrten vor, der sich theoretisch mit den Regeln zur Komposition von Fugen befaßte und 1753 das Buch „Abhandlung von der Fuge“ publizierte, und für die 2. Auflage von der „Kunst der Fuge“ das Vorwort schrieb, in dem er sich so begeistert für die Fugenkunst einsetzte, daß Lessing ihn in einem mehrseitigen Gedicht „An den Herrn Marpurg“ mit spitzer Feder kritisierte. Marpurg ließ sich diese Kritik gefallen und veröffentlichte sie in seiner Zeitschrift „Der kritische Musicus an der Spree“.
Die zahlreichen Konzertbesucher spendeten reichlich Beifall und wurden dafür mit einer überraschenden Zugabe belohnt. Von einer CD abgespielt, erklang ein weiterer Ausschnitt aus der „Kunst der Fuge“, gesungen von dem A-capella-Oktett „Swingle Singers“.
Unter den Gästen weilte auch in diesem Jahr wieder der direkte Nachfahre Marpurgs, Herr Joachim Eiben aus Hamburg, dessen Großvater Opernsänger an der Oper in Stettin war. Nach dem Konzert konnten sich Gäste, Künstler, Marpurgfreunde und Gastgeber in der Küche des Alandhofes bei Speis und Trank in gemütlicher Atmosphäre näherkommen.



Text und Fotos: Irmgard Gellerich, Frank Gellerich
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