Hamburg trifft Werben – 1. Bürgermeister der größten Hansestadt trifft auf Bürgermeister der kleinsten Hansestadt

Im Rahmen einer Wahlveranstaltung der SPD besucht der 1. Bürgermeister der Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, am 18. Februar 2016 unsere kleine Hansestadt. Herr Scholz wird vom Werbener Bürgermeister Jochen Hufschmidt empfangen.
Das Besuchsprogramm wird eine Besichtigung des Elbtores beinhalten, um auf die ehemals wichtigen Handelsverbindungen zwischen Werben und Hamburg hinzuweisen.
Die Wahlveranstaltung beginnt 18:30 Uhr im Hansesaal der Hotelgaststätte „Deutsches Haus“.
Für Geschichtsinteressierte hier ein Beitrag von Dipl.-Restaurator Bernd Dombrowski zum obigen Tafelbild:
Das Tafelbild im Turmraum hinter der Orgel ist aus einem ursprünglich größeren Bildzusammenhang, hier in einer Zweitverwendung, eingebaut worden. Das Tafelbild besteht aus zwölf bemalten Brettern. Beim Einbau wurden einige Bretter beschnitten und in der noch vorhandenen Bildfolge fehlen höchstwahrscheinlich auch einige Bretter. Es ist naheliegend, dass es sich hier ursprünglich um eine weitaus umfangreichere Bilderfolge handelte, bei der die erzählenden Bildszenen durch Säulendarstellungen abgeteilt wurden.
Die linke Bildszene zeigt im Vordergrund eine männliche Figur mit Kniebundhosen, weißen Strümpfen, rotem Rock, Dreispitz und einem Gehstock haltend. Nach der Kleidung zu beurteilen handelt es sich hier um eine Person aus die Mitte des 18. Jahrhundert, wo auch das Bildwerk entstanden sein muss. Die Figur zeigt mit der rechten Hand nach einem aus dem Himmel kommenden Arm. Im Hintergrund eindeutig die Werbener Johanniskirche die in der Landschaft weiter in einen Garten mit einem Obelisk übergeht. Die Figur schreitet in Richtung dieses Gartens.
Die rechte Bildhälfte besteht aus zwei Bildszenen. Zum einen ist eine Stadtansicht höchstwahrscheinlich die von Hamburg zu sehen, mit der Elbemündung im Vordergrund. Zum anderen ist ein Dreimaster unter vollen Segeln dargestellt mit einem hügligen Landhorizont als Hintergrund. Zwischen diesen beiden Bildszenen scheinen ein bis zwei Bretter zu fehlen. Die roten Schiffsflaggen und Wimpel mit schwarzen Balken weisen auf einen Reeder aus Hamburg hin (Hamburger Senator Hermann Langenbeck 1668-1729 seerechtlicher Kommentar von 1727: „Auf unseren Convoyen ist der Wimpel roht, wie auch die große Flagge von hinten, auch ist das Großgen (…) roht, und das Hamburger Wappen weiß, sollte Silber seyn, im rohten Felde… .“
Hermann Langenbeck: Anmerkungen über das Hamburgische Schiff-und See-Recht. Hamburg 1727, S. 25-26). Die schwarzen Balken in den roten Flaggen haben vermutlich auf den Reeder oder Kaufmann hingewiesen. Die Bestimmungen der Stadt Hamburg über die Schiffsflaggen wurden trotz Strafen von den Schiffseignern ignoriert, da die Reeder und Kaufleute sich durch Flaggenvarianten voneinander unterscheiden wollten (daher eventuell das schwarze Mittelstück). Am Top des Mittelmastes sind im Wimpel die Initialen C.A.S. zu lesen. Diese weisen eindeutig auf den unvollständigen Namenszug CASPAR ANDRE.. S… im Schriftbalken am unteren Bildende hin und damit höchstwahrscheinlich auf den Auftraggeber dieser Tafelmalerei.
Das es sich bei dieser hier unvollständigen Bilderfolge um eine ehemalige Ausstattung im Kirchenraum handelte, scheint trotz der christlichen Glaubensbezüge durch die Hinweise auf
Bibelpsalme in den Schriftbalken der Darstellungen eher unwahrscheinlich. In den hier dargestellten Bildszenen wird der geschäftliche Erfolg sowie der geistige Weg einer Einzelperson vermutlich eines Kaufmannes erzählt, der scheinbar aus Werben stammte. Für eine denkbare Verkleidung einer Brüstung (Empore, Gestühl) im Kirchenraum ist diese Tafelmalerei inhaltlich eher unüblich und im Höhenmaß außerdem zu groß. Als vollständige Bilderfolge für ein übergroßes Epitaph eines Stifters an der Kirchenwand wäre diese Tafelmalerei außergewöhnlich. Ein Ausstattungsobjekt dieser Art aus dem 18. Jahrhundert ist nicht bekannt oder belegt.
Eher lässt sich die Bilderfolge als repräsentative Ausstattung eines weltlichen Hauses vorstellen. Infrage dafür kämen ein Gildehaus, der Ratssaal im Rathaus oder das Wohnhaus des Auftraggebers.
Schon seit der Hansezeit war die Altmark und so auch Werben Produzent von Biergerste und Brotgetreide. Über Hamburg wurden diese erfolgreichen Produkte nach den Niederlanden und Skandinavien gehandelt. Nicht wenige erfolgreicher Kaufleute die an diesem Handel beteiligt waren kamen auch aus Werben. Möglicherweise waren diese in einer Kaufmannsgilde verbunden gewesen.
Auch als eine umlaufende Bildfolge über einer Lambrie in einem Ratssaal wären Darstellungen dieser Art, die den wirtschaftlichen Erfolg einer Stadt und seiner Kaufleute und Handwerksmeister festhält, denkbar.
In der historischen Stadtansicht von Werben (Kupferstich) von Matthäus Merian d. Ä. (erschienen 1652) ist das spätgotische Rathaus unter der Bezeichnung F deutlich auszumachen. Es handelt sich hier um ein großes Gebäude mit steilem Satteldach und einem das Dach überragenden Stufengiebel. Die Zeichnung für den Stich muss vor den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges erfolgt sein. Ob das alte Rathaus noch bis zum Ende des 18. Jahrhundert gestanden hat und genutzt wurde, ist nicht auszuschließen. Spätestens vor dem Neubau des Rathauses 1793 muss das alte Rathaus abgetragen worden sein auf dessen Grundriss und Kellergewölbe das neue einstöckige Rathaus aufgesetzt wurde.
Es ist vorstellbar, dass beim Abriss des alten Rathauses kurz vor 1793 oder beim Abriss der anderen genannten Standortmöglichkeiten ein zusammenhängender Rest dieser umfangreicheren Ausstattung durch wen auch immer geborgen und am heutigen Ort wieder eingebaut wurde.
Die Malschicht des Bildes wurde bei einem unentgeltlichen Restauratoreneinsatz zur Sicherung der Ausstattung in der Werbener Johanniskirche mit Störleim gefestigt. Für die zukünftige Restaurierung des Bildes (in sito) sind weitere Reinigungsarbeiten und umfangreiche Retuschierleistungen erforderlich, die das Bild besser ablesbar machen könnten.
Die Frage der örtlichen Präsentation des Bildes hängt ab von der weiteren Erforschung des Bildinhaltes und deren Herkunft. Der bisher beste Platz für die Tafelmalerei ist der wo es heute montiert ist. Eventuell ist darüber nachzudenken ob der Raum im Obergeschoss des Turmes aufgewertet und einer Nutzung zugeführt werden könnte.
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