Das war der 9. Biedermeier-Sommer in der Hansestadt Werben
Lesen Sie hier den Bericht der Volksstimme vom 07.07.2014, von Doreen Schulze.
Zwischen Leierkasten und Kupferschmiede
Viele Besucher beim neunten Biedermeier-Sommer in Werben / AWA lockt mit Kulinarischem Genuss und Kultur
Zum neunten Mal tauchte das Städtchen Werben mit dem Biedermeier-Sommer in die Zeit von 1815 bis 1848 ein. Handwerkskunst jener Tage, Kulinarisches, Kulturprogramm und jede Menge Kostüme ließen den Flair der Biedermeierzeit erwachen.
Trotz des Deutschlandspiels bei der Fußballweltmeisterschaft am Freitagabend war das Hoftheater an der Seehäuser Straße gut gefüllt. Rund 70 Gäste schauten sich das Lustspiel „Der Revisor” nach Nikolai Gogol (1809-1852), gespielt von der „Dilettantengesellschaft Altmärkisches Treibgut”, an. „Wir haben uns köstlich amüsiert“, berichtet Werner Eifrig, Vorsitzender des Arbeitskreis Werbener Altstadt (AWA). Das Stück, das die Biedermeierzeit wiederspiegelt, war Auftakt des diesjährigen Biedermeier-Sommers.
Am Sonnabend und Sonntag kamen zahlreiche Gäste in die Altstadt, um mehr von diesem Flair zu erleben. Zwei Tage lang herrschte historisches Markttreiben rund um die Johanniskirche. 35 Händler und Handwerker präsentierten ihre Waren und gaben Einblick in ihre Handwerkskunst. So machten beispielsweise Kupferschmiede für die Besucher erlebbar, wie eine Kirchturmspitze mit Kupferplatten belegt wird. Handarbeitsprodukte boten die Frauen vom Handarbeitskreis der evangelischen Kirche Werben an.
Wieviele Gäste den Biedermeier-Sommer besuchten, dass konnte Werner Eifrig nicht genau sagen. „Wir zählen unsere Besucher nicht. Von Jahr zu Jahr werden es mehr. Wenn der Markt und die Tische gefüllt sind, sind wir zufrieden“, bringt es der Vereinschef auf den Punkt. Größer werden, immer mehr Besucher anziehen, das ist nicht Anliegen der Veranstalter. „Wir wünschen ein gemütliches Markttreiben.“ Wichtig ist den Vereinsmitgliedern dabei die Authentizität zur Biedermeierzeit. So achten die Veranstalter sehr akribisch darauf, dass Waren und Handwerk dabei sind, die tatsächlich zu dieser Epoche passen. So sorgten ein Akkordeon sowie ein Leierkasten mit Papierlochrollen für die musikalische Umrahmung. Ebenso ist es mit den kulinarischen Genüssen. Für eine Erfrischung an heißen Tagen sorgte eine kühle Fruchtsuppe. Außerdem gab es unter anderem Schwein am Spieß, Birnen-Kartoffel-Suppe, Brot und Gebäck, Fruchtweine sowie das Johannisgold, eine Werbener Bierkreation.
Auch wenn Authentizität beim AWA an oberster Stelle steht, müssen doch Kompromisse eingegangen werden. So müssen beispielsweise die Lebensmittel, so wie es die Lebensmittelverordnung vorschreibt, ordnungsgemäß gekühlt werden. Weitere hygienische Vorschriften sind zu beachten. „Wir halten uns an diese Vorschriften, gehen dabei aber so dezent wie möglich vor, um die Atmosphäre des Biedermeier beizubehalten“, erklärt der Vorsitzende.
Mittlerweile tragen nicht mehr nur die Initiatoren, Handwerker und Händler Garderobe der Biedermeierzeit, auch viele Gäste kommen im Kostüm zum Marktgeschehen. Der Fundus der Kostüme für den AWA wird alljährlich erweitert. Viele Mitwirkende sitzen daran und nähen neue Kleidungsstücke.
Werner Eifrig dankt allen Mitwirkenden, Helfern und Fördern, die zum Gelingen des diesjährigen Biedermeier-Sommers beitrugen. Sein Dank gilt auch Ingrid Bahß, die den Weg zum Markt entlang der Fabianstraße mit Blumen und Kunstmotiven der Biedermeierzeit säumte. Gute Wünsche zur Besserung schickt Werner Eifrig an Curt Pomp. Bislang achtete dieser als Marktvogt darauf, dass das Marktgeschehen ruhig und friedlich abläuft. Auch eröffnete er als Marktvogt alljährlich das Treiben. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Curt Pomp in diesem Jahr diese Aufgabe nicht wahrnehmen. Werner Eifrig übernahm seinen Part.
Der Erlös aus dem Biedermeier-Sommer kommt dem Erhalt der Altstadt zugute. So packt die AWA in diesem Jahr die Sanierung des Westgiebels der alten Schule an.
Die Vorbereitungen zum Biedermeier-Sommer laufen bereits das ganze Jahr über. Nun bereiten sich die Vereinsmitglieder auf den Biedermeiersonntag zum Tag des offenen Denkmals sowie auf den Biedermeier-Christmarkt vor.
(Fotos: Anita Bous, Dietrich Bahß, Werner Eifrig)
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