Sanierung eines geschichtsträchtigen Hauses in der Seehäuser Straße
Ein historisches Gebäude in Werben wird aufpoliert. Im ehemaligen Kommandeurshaus entstehen Fremdenzimmer. Und vielleicht eine Brauerei.
Bernd Dombrowski verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2014 möchte er das sanierungsbedürftige ehemalige Kommandeurshaus in der Werbener Innenstadt in ein Gebäude verwandeln, das sich zu einem Anziehungspunkt für Touristen entwickeln soll. Der 56-Jährige betont jedoch stets: „Allein ohne Hilfe schaff‘ ich das nicht.“
Das Haus, das zu verfallen drohte, weshalb auch „Gefahr in Verzug“ angeordnet worden war, ist für die 1000-jährige Hansestadt ein besonderes. „Als profanes Gebäude ist es das einzige Einzeldenkmal in Werben.“ 1768/69 entstanden, nutzten es Ende des 18. Jahrhunderts hochrangige Offiziere der Garnison. „Die Kommandeursfamilie hat in diesem Haus gewohnt“, informiert der diplomierte Restaurator, der dieses
Objekt Anfang der 90er Jahre erwarb und der mittlerweile optimistisch ist, dass er seine Ziele in die Tat umsetzen kann.
Die erste Etappe der Sanierungsarbeiten läuft auf Hochtouren. Die rege Bautätigkeit ist auch äußerlich an der Einrüstung des an der Seehäuser Straße gelegenen Hauses, das über Kellergewölbe, Erd-, Ober- und Dachgeschoss verfügt, zu erkennen. Genügend Arbeit wartet noch auf den Bauherren, der lange Zeit um Fördermittel für sein Vorhaben kämpfte – schließlich ging es um eine Privatperson.
„Es stand auf der Kippe“, blickt Dombrowski zurück, wenn er an die Diskussionen im Werbener Stadtrat zurückdenkt. Letztendlich bewilligten die Kommunalpolitiker Geld aus dem Städtebau-Programm. Das bedeutete: „Das Haus kann gerettet werden.“ Mittlerweile zollten Stadträte ihm für sein Engagement Lob. Der Arbeitskreis Werbener Altstadt um Vorsitzenden Werner Eifrig sieht den Baufortschritt ohnehin nur positiv. Um seine Absichten zu realisieren, werde der Wendemarker jedoch weiterhin auf finanzielle Unterstützung in Form von Fördergeldern angewiesen sein.
Die Historie soll in den künftigen Wänden des Gebäudes sozusagen mitverpackt werden. Die Kommandeurswohnung ist wieder am Entstehen. „Speziell der Dachstuhl war gefährdet.“ Im 19. Jahrhundert wurden tragende Wände zugunsten eines dann größeren Saales herausgenommen. Mit dem ersten Bauabschnitt sind sie wieder vorhanden. „Wir wussten ja, wo sich die Grundrisse befanden.“ Somit stimmen Zimmer-Größen mit den Anfangsjahren des Hauses überein. Nach dem Sanierungsende kann die Kommandeurswohnung gemietet werden. Mit Bildungsträgern steht der Restaurator bereits in Verbindung. „Sie haben Interesse beispielsweise für Fachtagungen.“ Dombrowski denkt aber auch an eine Gruppe von Jugendlichen, die eine Unterkunft suchen. „Bis zu zehn Leute werden wir unterkriegen.“ Aber nicht in der zum Obergeschoss gehörenden Kommandeurswohnung, sondern im Dachgeschoss, wo genügend Kapazitäten vorhanden sind. Übrigens sollen die historischen Zimmer auch im geschichtlichen Gewand erstrahlen: „Wir wollen deutlich machen, was in dieser Zeit war.“ So sollen die Räume mit passendem Mobiliar bestückt werden.
Das Domizil, das bereits ein neues Dach hat, beherbergte seinerzeit nicht nur Offiziere und ihre Familien, sondern etwas später, im 19. Jahrhundert, eine Gastwirtschaft. „Eine Brauerei aus Pritzwalk lagerte hier ihre Fässer.“ Damit verbindet sich das zweite Ziel von Bernd Dombrowski. „Es war schon immer ein Traum von mir, eigenes Bier anzubieten.“ Wird in Werben demnächst also ein eigenes Pils gebraut? Die Option bestünde, eine Brauerei ins Gebäude zu integrieren. Aber erst einmal hat Dombrowski Verbindung zu einer kleinen Brauerei aus dem Fläming aufgenommen, die ihn unterstützt und ein eigenes Bier kreierte. Dieses ließen sich bereits einige Werbener und Gäste schmecken. Zum Biedermeier-Christmarkt wurde das „Johannis-Gold“ zum Erfolg. Unter diesem Namen soll es auch künftig vermarktet werden.
In diesem Jahr widmen sich die Arbeiter der Fassade des geschichtsträchtigen Hauses.
Aus Volksstimme vom 04.01.2013, von Ingo Gutsche
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