Ratsmitglieder in Rochau und Werben engagieren sich gemeinsam für den Erhalt der Grundschulen
Im Engagement zum Erhalt ihrer Grundschulen stehen Rochau, Werben sowie der Verein „Werben für Kinder“ Seite an Seite. Mit einer Unterschriftenaktion und einem Brief an den Landkreis erreichten sie, dass sie im November vor Vertretern des Kreises Gehör finden.
Gemeinsam bitten Rochau, Werben sowie des Fördervereins „Werben für Kinder“ die Entscheidungsträger um die Schulentwicklungsplanung im Landkreis, die bereits getroffene Entscheidung über Schulerhalt und Schulschließungen in der Verbandsgemeinde (VG) Arneburg-Goldbeck durch eine Einzelperson, den von der Kommunalaufsicht eingesetzten Karlheinz Schwerin, zu überdenken.
In einem Brief an den Landkreis Stendal bekräftigte Werbens neuer Bürgermeister Jochen Hufschmidt den Widerspruch seines Amtsvorgängers gegen die Entscheidung zur Schließung der Werbener Schule (wir berichteten).
„Wir appellieren an die Vernunft“
Ute Lüdecke, Ratsmitglied
Erste Reaktionen erhielt die Hansestadt bereits. So sah sich am Mittwoch der Landtagsabgeordnete Ralf Bergmann die Schule an. Auch der Einrichtung in Rochau wird er einen Besuch abstatten. Zudem erreichte Hufschmidt die Einladung zu einer Anhörung am 19. November während der Sitzung des Schul-, Sport- und Kulturausschusses des Kreises.
Nach einer Beratung am Freitag trafen sich Ratsmitglieder aus Rochau und Werben sowie des Fördervereins am Dienstag in Rochau. „Was hier jetzt passiert, ist etwas Besonderes“, schilderte Hufschmidt. Schien es bisher so, als wären alle Mitgliedsgemeinden im Kampf um den Erhalt ihrer Schule aufeinander gehetzt, setzen sich nun Kommunen gemeinsam an einen Tisch, so der Bürgermeister. Rochaus Bürgermeister Uwe Großpietsch betonte, dass nicht nur die Bürgermeister beider Gemeinden an einem Strang zögen, sondern auch die Räte dahinter stünden. „Wir haben die gleichen Interessen“, begründet Rochaus Ratsmitglied Ute Lüdecke. „Wir können die Entscheidung des Beauftragten so nicht hinnehmen“, erklärte sie und verwies auf eine fehlende Begründung zu diesem Entscheid und die nicht berücksichtigten baulichen Gegebenheiten der Grundschulen. Das Ratsmitglied kann, wie die übrigen Einwohner Rochaus auch, nicht nachvollziehen, dass „eine Schule mit guten Bedingungen geschlossen werden und stattdessen Kinder in eine Schule mit schlechten Voraussetzungen“ gebracht werden sollen. Sogar von Gesundheitsgefährdung aufgrund feuchter Wände in der Goldbecker Einrichtung sei die Rede.
„Bestehende Strukturen werden zerstört“, sagte Lüdecke. „Die Rochauer Schule ist intakt, ebenso, wie die Werbener Grundschule top ist“, so Lüdecke. Die Grundschule Werben wird mit Mitteln aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz aufwendig saniert, die Grundschule Iden, deren Standort erhalten bleiben soll, müsse hingegen mit erheblichen Mitteln erneuert werden, um Kinder aus Werben aufzunehmen, so Hufschmidt.
So wie die Werbener Eltern sich äußern, ihre Kinder nicht in Iden beschulen zu lassen, treten auch in Rochau Eltern an den Gemeinderat heran. Auch sie wollen ihre Kinder nicht nach Goldbeck schicken. Unter den Titeln „Gesundheit steht vor Schule“ und „Stirbt die Schule, stirbt das Dorf“ sammelte die Rochauer Elterninitiative Unterschriften, die sie an Landrat Carsten Wulfänger, dessen Beigeordneten Dennis Gruber, die Schulausschussvorsitzende Edith Braun, die Schulamtsleiterin Ulrike Bergmann sowie an jede Fraktion im Landtag sendeten.
„Wir entvölkern das Land“
Ines Bergmann, „Werben für Kinder“
Innerhalb von eineinhalb Wochen kamen mehr als 300 Unterschriften zusammen. Von 38 Kindern der Rochauer Schule bekundeten 30 Eltern, dass sie ihre Kinder nicht nach Goldbeck schicken werden. Sofern dieser Elternwille Berücksichtigung findet, könnte es zur Folgen haben, dass Kinder der VG in Schulen der benachbarten Einheits- und Verbandsgemeinden gehen. Damit stimme aber nicht, wie es bei der Festlegung der Schulstandorte hieß, dass diese Entscheidung keine finanziellen Auswirkungen auf die VG habe, so Hufschmidt. Eine Beschulung von Kindern außerhalb der VG-Grenzen koste Geld, was eine Erhöhung der Umlagen der Gemeinden an die VG zur Folge haben kann.
Zudem sei zu erwarten, dass über kurz oder lang Gewerbesteuern ausbleiben, da Gewerbe schließen, weil sich weniger Familien ansiedeln, argumentierte Ines Bergmann, Vorsitzende des Fördervereins. „Wir entvölkern das Land“, ist ihr Fazit. Dass auch kleine Schulen Hervorragendes leisten, macht sie unter anderem am Beispiel der Leseschule Werben fest, die einen Schüler am 21. November zum Landesleseausscheid schickt.
(Aus Volksstimme vom 01.11.2013, von Doreen Schulze)
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