Gerhard Seidel – nicht nur ein Landschaftsmaler
„Landschaftsmaler Seidel“ – dieses Hinweisschild findet sich am Haus Dorfstraße 11 in Räbel. Hier im auffällig merlotfarbenen Pfarrwittumhäuschen wohnt Werbens bekanntester Maler.
Gerhard Seidel ist einer der profiliertesten Maler in der Altmark, er ist mit seinem umfangreichen Werk an Landschaftsgemälden aber auch Maler de r Altmark.
Dabei ist Seidel nicht ausschließlich Landschaftsmaler. Zahlreiche Stillleben und eine Fülle von Zeichnungen zeigen die Vielseitigkeit des heute 68jährigen Malers.
Gerhard Seidel gehört zu Räbel und zur Altmark, aber seine Wiege stand in Leitmeritz. Der Weg von seinem auch an der Elbe gelegenen böhmischen Geburtsort nach Räbel führte über Thüringen. Aufgewachsen in Wolfen bei Bitterfeld erlernte Seidel zunächst das Malerhandwerk, bevor nach seinem späten Abitur in Erfurt Lehrer für Kunsterziehung und Deutsch wurde. Nach gerade einmal dreieinhalb Jahren musste er den Lehrerberuf aufgeben. Das Berufsverbot zwang ihn zu einer Neuorientierung: Gerhard Seidel wurde Restaurator. In den 80er und 90er Jahren arbeitete er als Restaurator von Kirchen, zunächst in Ostthüringen, später führte ihn diese berufliche Tätigkeit in die Altmark und schließlich auch ab 1984 immer wieder nach Räbel. Seit 2001 ist Räbel sein ständiger Wohnsitz.
Die Altmark ist „seine Landschaft“. Hier an der Elbe, auf dem flachen und weiten Land fühlt er sich zu Hause.
Seine Motive findet er hier. Es sind die Elbauen und die Deichlandschaften, die Bäume und Baumgruppen, die Äcker und Hecken. Aber auch die Fachwerkhäuser und Scheunen, die Dorfkirchen und die dörflichen Hofanlagen finden immer wieder sein Interesse.
Gerhard Seidel zitiert gerne einen Satz von O.Kokoschka, um sein eigenes Kunstverständnis zu erläutern: “ Die Kunst, sehen zu können, ist eine wunderbare Gabe, und nur wer noch staunen kann, wird auf Schritt und Tritt belohnt.“
Seidel hat diese Gabe bzw. Kunst und er beschenkt die Betrachter.
Er schafft einen neuen Blick auf das Kleine, das scheinbar Unbedeutende, aufs Detail. So gewinnen z.B. einzelne Bäume und Sträucher Größe.
Seidel rückt in seinen Bildern ein Stück Natur in unser Bewusstsein und auch ein Stück Heimat. Aus seinen Werken spricht auch die gemeinsame innere Tiefe von Mensch und Natur.
Seidel malt, was er sieht und was er kennt. Gefragt, warum er in seiner Kunst die Altmark und die Wische gestaltet, sagt er, in diese Landschaft könne er sich „einsehen“.
Der Räbeler Maler ist ein Meister in der Gestaltung des Lichts. Wechselnde Lichtverhältnisse in der Landschaft beobachtet und gestaltet er meisterhaft in seinen Bildern. So gelingt es ihm auch, durch das Licht in Wolkenformationen besondere Stimmungen einzufangen.
Seidels Kunst ist gefühlsorientiert und so ist er auch in der Lage, den Betrachter emotional anzusprechen.
Mit seinen Bildern erziehen will der ehemalige Erzieher nicht.
Seidel: „Wenn es mir gelingt, dass ein einzelner Betrachter Dinge hinterher ein wenig anders wahrnimmt und sieht, ist das schon viel.“
Ab dem 6. April sind einige Werke Gerhard Seidels bei Zwinzschers in der Pension „Roter Adler“ am Markt in Werben zu sehen. Die kleine Ausstellung kann noch den ganzen Sommer über besucht werden.
Und auch im „Deutschen Haus“ hängen weiterhin einige Landschaftsbilder und Stillleben Gerhard Seidels.
Jochen Hufschmidt
Räbel, im April 2013
(Foto: Ausstellungseröffnung in der Pension „Roter Adler“, Margret Zwinzscher und Gerhard Seidel)
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