Team „Offene Kirche“ geht in die 5. Saison

Mit einem Ausflug, sozusagen als Dankeschön für die vergangene Saison mit 6700 Besuchern in der St. Johanniskirche wurde die nun schon 5. Saison eingeläutet. Es folgt noch ein Informationstreffen und ab 01. Mai steht dann die Kirche täglich von 10:00 bis 16:00 Uhr den hoffentlich wieder zahlreichen Besuchern bis September offen.
Ingrid Bahß (Ingeli) schreibt über den Ausflug:
Das Team der Offenen Kirche macht einen Tagesausflug
Der 19.April 2016 ist ein sonniger und windiger Tag.
Das kann 21 Mädels und Jungen vom Team der Offenen St.Johanniskirche die Vorfreude auf den Tagesausflug auf die andere Elbseite nicht schmälern.
Bürgerbus, private Gefährte und Kirchenbus stehen bereit.
Bockwurst und Kartoffelsalat sind ebenfalls an Bord.
Wir sind gespannt, was uns die Dorfkirchen in Lennewitz, Quitzöbel und die Wunderblutkirche in Bad Wilsnack zu bieten haben. Unsere Werbener St.Johanniskirche ist ein höchster Maßstab für Schönheit. Da muss erst einmal jemand rankommen!
Also ab zur Fähre! Jeder von uns kennt die Fähre – und jeder liebt die Fahrt durch den Fluß von einem Ufer zum anderen.
Havelberg, Nitzow, Quitzöbel – Lennewitz. Stop!
Herr Jung, ein kundiger Alteingesessener, begrüßt uns herzlich.
Am Kircheneingang empfängt uns ein Goethe-Wort im Schaukasten:
„Fröhlich trete herein. Und froh entferne dich wieder. Ziehst du als Wanderer vorbei, segne die Pfade dir Gott“.
Also folgen wir Goethes Aufforderung und treten ein.
Vorher führt uns Herr Jung über den Friedhof. Wir hören, dass sich die Gräber auf privat erworbenem Boden befinden.
Jetzt staunen wir. Unsere ehemalige Organistin und Chorleiterin Lieselotte Holzapfel begleitet den Gottesdienst in Lennewitz. Und noch etwas, was Lennewitz mit Werben verbindet. Herr Nebelin, unser Werbener Pfarrer aus vergangenen Jahren hält hier Gottesdienste. Naja und nicht zu vergessen, Lore ist Lennewitz-Profi und kann mit Herrn Jung in einem angeregten Gespräch über gemeinsame Bekannte aus der Vergangenheit plaudern. Also: Werben trifft Lennewitz!
Ab in die Kirche also.
Herr Jung erzählt uns, dass Lennewitz ein altes Bauerndorf ist. Die Landschaft ist geprägt durch leichte Sandböden und sumpfigen Bruch.
Kirchhof und Kirche stehen von jeher in der Dorfmitte. In der Sakristei befindet sich ein Foto vom Vorgängerbau, einer kleinen Fachwerkkirche.
1908 entschied sich die Gemeinde für einen kompletten Neubau, der von Pfarrer Pfeiffer und den Bauern von Lennewitz tatkräftig in Angriff genommen wurde.
Die heutige Dorfkirche wurde ein Meisterwerk des ländlichen Heimatstils.
Sie ist mit ihrem 32m hohen Turm weithin sichtbar.
Im Innern überrascht eine reiche Ausstattung mit Kanzel, Altar, Taufbecken, Gestühl, Tonnendecke, Kronleuchter- liebevolle Bauernmalerei erfreut das Gemüt. In der Ausmalung der Wände entdecken wir Anklänge an den Jugendstil.
Eine besondere Attarktion sind die Glasfenster von Otto Linnemann. Auf den Fenstern im Kirchenschiff finden wir die Wappen der Lennewitzer Bauerngeschlechter, die am Neubau der Kirche beteiligt waren.
Von der alten Kirche wurden Orgel und Opferstock übernommen.
Zu DDR Zeiten wurde die Kirche vernachlässigt und wurde nicht mehr benutzt. Der Bestand war bedroht. Das kennen wir doch …
Durch das unermüdliche Engagement der Kirchenältesten Anneliese Schulz und mit Unterstützung des Superintendenten Dr.Woronowicz, durch private Spender, Gelder vom Denkmalschutz konnte die Kirche 1993 saniert werden. 2004 folgte die Sanierung des Innenraums in aller ursprünglichen Schönheit.
Just in dem Augenblick, als wir die Kirche verlassen, schaut Anneliese aus dem Fenster. Die gute Seele. Sie hat ihr Werk immer im Blick, wenn sie aus dem Fenster schaut. Schnell machen Bianka und Frau Schulz ein Schwätzchen.
Spaß ist unser Begleiter, als wir im Auto nach Bad Wilsnack sitzen. Ingeli hat Campinos mitgenommen, die werden verteilt. Helga kommt mal wieder aufs Gartenthema, Margret ist froh, daß alles so prima klappt. Jochen fällt dieses und jenes ein. Gundula lacht ihr herzliches Lachen, Klaus ist aufmerksamer Beifahrer. Jan neben ihm am Steuer, wird daran erinnert wie er in einer Predigt scherzte, bei einem Anruf bei den weight watchers hätte niemand abgenommen. Und Bianka läßt uns an ihren beruflichen Plänen teilhaben. Das und viel mehr kann ich vom Geschehen in unserem Bus berichten. Bei den anderen gings sicher ähnlich abwechslungsreich zu. Ich vermute, daß die gute Lore noch einiges über ihre Kindheitserlebnisse in Lennewitz, Quitzöbel berichten konnte.
Die Füße sind wieder warm, als wir in Bad Wilsnack ankommen. Ingeli schlägt eine Pinkelpause vor. Angenommen.
Nach dem Spaß wirds ernst. Wir genießen nun Bildung. Gunter hat sich in dieser Zeit in die Küche des Gemeindehauses zurückgezogen, er kümmert sich um das leibliche Wohl.
Frau Mann kommt nun zu Wort. Mit viel Herzblut führt sie uns in die Welt der Wunderblutkirche ein.
Und verflixt: auch hier schließen sich die Kreise. Frau Mann kennt (natürlich) unsere St.Johanniskirche, sie lobt unser Städtchen und seinen Charme. Und sie kennt unseren Küster Wilfried Schulz. Ich denke mir: das ist wirklich prima, wenn jemand so für seine Sache brennt …
Also nun zur Bildung.
Daß die Wunderblutkirche St.Nikolai seit über 500 Jahren die Silhouette der Stadt bestimmt, haben wir mitbekommen. Der monumentale Kirchenbau ist untrennbar mit der mittelalterlichen Wunderblutlegende aus dem Jahre 1383 und der sich über 170 Jahre anschließenden Wallfahrtsbewegung verknüpft. Die Pilger kamen aus dem gesamten nordeuropäischen Raum. Als „Santiago“ Nordeuropas war die Wilsnacker Kirche bis zur Mitte des 16.Jahrhunderts eines der berühmtesten Wallfahrtsziele des Mittelalters.
Heute ist die Kirche ein normales Gotteshaus.
Die Legende berichtet, daß der Ritter Heinrich von Bülow 1383 das Dorf Wilsnack niederbrannte. In der Nacht vom 23.August vernahm der Wilsnacker Pfarrer Johannes Cabuez eine Stimme, die ihm befahl, in der zerstörten Kirche die Messe zu lesen.
Er tat wie ihm geheißen und entdeckte auf dem Altar drei blutige Hostien.
Für Pfarrer Cabuez und seine Zeitgenossen waren die roten Flecken auf den Hostien das Blut Christi und damit ein Heiligtum.
Mit den Pilgern kam der Wohlstand. So konnte der Neubau der niedergebrannten Kirche finanziert werden.
Der erste protestantische Prediger Joachim Eilefeld übergab die Reste der Bluthostien 1552 den Flammen.
Frau Mann hat uns mit ihrer Begeisterung in den Bann gezogen. Doch hin und wieder haben wir uns auf eigene Entdeckungstour durch den Kirchenraum gemacht.
Ich entdecke die wunderbare Holzskulptur „Maria mit den 7 Schmerzen“ aus dem 15.Jahrhundert, genauso berührend ist „Christus in der Rast“ ebenfalls aus dem 15.Jahrhundert. Und sicher geht es auch anderen so, daß der Wunderblutschrein, dessen zauberhafte Bemalungen extra für uns angestrahlt werden, tief berührt. Das ist würdig: solch einen Ort brauchen Hostien!
Doch nun reichts mit der Bildung. Der Magen knurrt.
Im Gemeindehaus ist der Tisch gedeckt. Gunter trägt einen Riesentopf mit Bockwurst herein.
Auf dem Tisch steht Gerhards Kartoffelsalat. Getränke gibts auch. Alles gratis für die fleißigen Leutchen.
Und hast Du nicht gesehen, kommt Frau Holzäpfel mit der jungen Pastorin zu uns.
Wir werden freundlich begrüßt und die Pastorin kündigt ihren Besuch in Werben an.
Guten Appetit! Die Schüsseln leeren sich blitzschnell.
Ingeli verteilt Lebensweisheiten an jeden. So ist sie.
Neben dem allgemeinen Geplauder wird hin und wieder die Gelegenheit genutzt für niedrigschwellige Arbeitsbesprechungen. Jan und Ingeli nutzen die Gelegenheit, um sich über ein gemeinsames Vorhaben auszutauschen.
Lore kann von Kurerfahrungen in Bad Wilsnack berichten. Ingeli auch. Die waren nicht übel.
Die Zeit rennt.
Herr Idel wartet in Quitzöbel auf uns.
Als wir dann gemeinsam vor der Kirche stehen, geht das Gespräch erst einmal um die Geschichte der 3 Wehre. Und darum, dass durch den 1956 vollendeten Gnevesdorfer Vorfluter und die Sanierung der Deiche das Dorf von Überschwemmungen verschont blieb.
Und auch hier schließt sich der Kreis Werben-Quitzöbel, als wir darüber erzählen, daß ja Werben eigentlich nur wenige Kilometer entfernt ist, wenn man an die Luftlinie denkt und der Fährbetrieb noch immer die Orte verbinden würde.
In unserem Rücken ist die Quitzöbeler Schule zu sehen, in der es heute ein wunderbares Wochenend-Cafe gibt. Lore ist dort zur Schule gegangen.
Und Herr Nebelin, unser ehemaliger Pastor, wohnt auch hier.
Mit einem Blick entdecken wir die Schönheit dieses malerisch an Havel und Elbe gelegenen Dörfchens.
Herr Idel erzählt uns von den Familien Quitzow, Bülow, Gansauge, Jagow, die das Leben im Ort bis 1945 bestimmt haben.
Quitzöbel ist ein einladendes Dorf, das sagt der plattdeutsche Spruch, den ich vor Jahren in der Dorfkneipe gefunden habe: „Wer du ok bist, is janz ejaol – bist jemütlich, denn sett di daol“. Zur Kirche hören wir, daß der prächtige Staffelgiebel im Osten und die Nordseite des Schiffes um 1520 errichtet wurden. Die Südseite und der Kirchturm 1876.
Das Innere der Kirche ist durch die schlichte Ausstattung des 19.Jahrhunderts geprägt.
Zu den wichtigen Ausstattungsstücken gehören der Altar, die 1855 erbaute Orgel. Bemerkenswert ist das älteste Stück, der Grabstein des Pfarrers Dietrich Schütze (1619-1694). Nun sind wir wieder ein großes Stück klüger.
Doch unsere Gedanken spazieren schon mal nach Berge ins Cafe Obara zu Annette.
Dort sollen Kaffee und Kuchen auf uns warten.
Zurück in Richtung Heimat gehts nun wieder mit der Fähre.
Räbel begrüßt uns. Und schon sind wir in Berge und bewundern die geschmückte Kaffeetafel und den besten Kuchen. Ich nehme mir gleich einmal von jeder Kuchensorte ein halbes Stück und bin gut versorgt. Jutta sitzt neben mir, wir erzählen uns dieses und jenes.
Diese vielen Stunden kamen mir kurz vor.
Ist doch klar, dass Jan sich bei Margret bedankt in der großen Runde.
Spaß, Bildung, leiblicher Genuss – nichts kam zu kurz.
Prima! Weiter so!
Ingeli (Bahß)
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