6000 Euro Starthilfe für Bürgermobil

Ursula Blume-Hartwig (links), Gisela Hilscher von der AG Miteinander – Füreinander und Jochen Hufschmidt freuen sich über den Zuwendungsbescheid über 6000 Euro von der Regionalen Planungsgemeinschaft Altmark für das Projekt „BürgerMobil“.
(Aus Volksstimme vom 14.11.2013, Text und Foto Andreas Puls)
Die Werbener Arbeitsgruppe „Miteinander – Füreinander“ hat im Rahmen des Modellvorhabens Regionaler Zukunftswettbewerb Daseinsvorsorge Altmark einen Zuwendungsbescheid über 6000 Euro erhalten. Damit kann das ehrgeizige Projekt „BürgerMobil“ konkrete Formen annehmen.
Seit rund einem Jahr ist die Arbeitsgruppe für Nachbarschaftshilfe „Miteinander – Füreinander“ intensiv mit dem Modellprojekt „BürgerMo- bil“ befasst. Zu den Hauptinitiatoren zählen Gisela Hilscher aus Werben, Ursula Blume-Hartwig aus Giesenslage und Jochen Hufschmidt aus Räbel (seit kurzem Bürgermeister der Hansestadt Werben).
„Wir wollen mit dem Projekt BürgerMobil die Mobilität für die Bevölkerung erhöhen – insbesondere für ältere und sonstige hilfsbedürftige Menschen. So soll ein Beitrag geleistet werden, dass den Menschen ein lebenslanger Verbleib in ihren Heimatorten ermöglicht wird – und eben kein Umzug noch im Alter erforderlich wird“, erklärt Gisela Hilscher, Sprechin der Arbeitsgruppe „Miteinander – Füreinander Werben/Altmärkische Wische“. Die Werbenerin verweist auf den demografischen Wandel, der die Altmark besonders trifft, aber auch auf die parallel immer schlechter werdende Infrastruktur.
Hilscher nennt nur einige Beispiele, die das Leben für Mobilitätseingeschränkte immer schwieriger machen. „Es gibt kaum noch Ärzte auf dem Land. In Werben haben wir gerade noch einen Hausarzt. Darum müssen die Menschen oft weit fahren, um zum Arzt zu gelangen. Gleiches trifft auf vieles andere zu – auf Therapieangebote, Behördenwege, aber auch solche alltäglichen Dinge wie Einkäufe. Das wird für Menschen, die über kein eigenes Auto verfügen, immer schwieriger und der öffentliche Personennahverkehr kann die Mobilitätsprobleme kaum lösen. Ausgrenzung wird so zu einem schleichenden Prozess.“
Darum, so die Initiatoren, habe die Arbeitsgruppe das Projekt BürgerMobil auf den Weg gebracht. Es soll betroffene Menschen in der Hansestadt Werben, aber auch in der Altmärkischen Wische, mobiler machen und damit auch die bessere Teilhabe am öffentlichen Leben erleichtern. Die Werbener Initiatoren haben mittlerweile auch bereits Mitstreiterinnen in mehreren Orten der Wische gefunden.
Das Vorhaben soll eine Lücke decken zum bestehenden Angebot des ÖPNV. Ein Fahrzeug, sprich das „Bürgermobil“, soll flexibel – möglichst zugeschnitten auf die persönlichen Bedürfnisse der betroffenen Menschen – für Mobilität der Hilfsbedürftigen sorgen. Hilscher: „Dabei wird auf die Begleitung und Betreuung der Nutzer besonderer Wert gelegt. Genau aus diesem Grunde sind wir keine Konkurrenz zum ÖPNV oder auch Taxi-Unternehmen.“ Dreh- und Angelpunkt für das Vorhaben Bürgermobil soll eine Koordinierungsstelle in Werben werden. Frauen und Männer aus der Hansestadt Werben sowie aus Orten der Altmärkischen Wische haben ihre Bereitschaft erklärt, ehrenamtlich an dem Projekt mitzuwirken – zum Beispiel Fahr-, Betreuungs- und Begleitdienste zu übernehmen. Auch die Koordinierungsstelle, so die Pläne, wird ausschließlich von Ehrenamtlichen besetzt. Als Ansprechpartnerinnen für die künftigen Angebote des Projekts BürgerMobil stehen in den Wischeorten bereits fest: Brigitte Koevel und Rosemarie Lüge aus Wendemark sowie Lydia Rubbert aus Falkenberg.
Von Anfang an tatkräftig unterstützt wurde das Vorhaben „BürgerMobil“ vom Landkreis Stendal und nicht zuletzt von der Hansestadt Werben. „Wir freuen uns riesig, dass wir den Zuwendungsbescheid für das Projekt erhalten haben. Aber um an öffentliche Fördermittel zu gelangen, muss man natürlich nachweisen, dass der Bedarf für das beantragte Projekt tatsächlich besteht. Und daran gibt es keinen Zweifel“, so Hufschmidt. „Die Arbeitsgruppe hat bereits vor Monaten eine umfangreiche Befragung von Einwohnern in Werben und der Wische auf den Weg gebracht. Die Resonanzen zeigen uns, dass es einen riesigen Bedarf der Teilhabe an den geplanten Angeboten des Projekts BürgerMobil gibt“, betont Jochen Hufschmidt.
Wie die Initiatoren weiter ausführen, knüpft das Vorhaben an das bis Ende 2014 im Landkreis Stendal laufende Modellprojekt des Vereins Bürgerinitiative (BI) Stendal, „Selbstbestimmtes Leben auf dem Land“ an, das unter anderem eine mobile Demenzbetreuung für die ländliche Bevölkerung anbietet. Ziel auch hier: lebenslanges Wohnen im Heimatort. Die BI Stendal hat das geplante Projekt „BürgerMobil“ in Werben und der Wische von Anfang an tatkräftig unterstützt und stand den Initiatoren mit Rat und Tat zur Seite. „Wir betrachten es nicht etwa als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu unserer Arbeit. Durch uns kann auch ganz praktische Unterstützung geleistet werden. Zum Beispiel bieten wir Qualifizierungszyklen für Angehörige von Menschen mit Demenz an. Wenn sich in der Region genügend Interessenten finden, kommen wir auch gern hierher, um solche Kursveranstaltungen durchzuführen“, sagt Maria Zosel-Mohr von der BI Stendal.
Hufschmidt ergänzt, dass es bereits Ideen gibt, welche Räume in Werben für die Koordinierungsstelle genutzt werden. Es gelte nun, die Entscheidungen gemeinsam mit dem Stadtrat und den Hauptakteuren des Projekts auf den Weg zu bringen. „Wir sind davon überzeugt, dass es eine gute Sache wird: Die 6000 Euro sind eine sehr willkommene Starthilfe“, so Gisela Hilscher. Unterstützt worden sei das Projekt „BürgerMobil“ auch von Anfang an von anderen wichtigen Stelle – allen voran vom Landkreis Stendal. Aber auch die Verbandsgemeinde Seehausen und andere Kommunen hätten ihre Unterstützung zugesichert. „Aber um das Projekt auch mittel- und langfristig mit Leben erfüllen zu können, sind wir auf eine breite ehrenamtliche Mitwirkungsbereitschaft aus der Bevölkerung und auch auf Sponsoren angewiesen“, fügt die Sprecherin hinzu.
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